Trude Herr und Dicke Backe

Die 1. Original Walleröder Dicke Backe Kapell und Markus Karger sorgten für Stimmung bei der Benefizgala. Ob eine Lesung am Kaminfeuer in der Vorweihnachtszeit oder ein kurzweiliger Abend mit guter Stimmung und viel Wortwitz – die Grebenhainer Kinderhilfe hat immer etwas Besonderes vorbereitet für ihre Benefizgala.

Das „gestellte“ Pressefoto: Doris Frank (rechts) und Markus Karger als Trude Herr in vollem Einsatz. Ursula Kraft (Markus Karger).

Die 1. Original Walleröder Dicke Backe Kapell marschiert mit ihren Instrumenten auf die Bühne.

Markus Karger als Trude Herr in vollem Einsatz.

So auch am Donnerstag im Vogelsberger Hof in Crainfeld, denn hier sorgten die 1. Original Walleröder Dicke Backe Kapell (OWDBK) musikalisch für Stimmung, garniert von zwei Auftritten von Markus Karger alias Ursula Kraft und Trude Herr vom Büdinger Theater ohne doppelten Boden (Theodobo), der die Lachmuskeln der rund 100 Gäste massiv strapazierte. Mit einem flotten Marsch und einem Lied über den Vogelsberg legten die Wallenröder los und schon früh wurde das erste Mal geschunkelt, bevor Doris Frank, die Vorsitzende der Kinderhilfe, die Gäste kurz begrüßte und auf einen schönen bunten Abend mit einigen Überraschungen verwies. Sie versprach nicht zuviel.

Thomas Caspar, der Vorsitzende der OWDBK, sprach im Namen seiner Musikerkollegen: „Wir freuen uns, dabei zu sein, es zeigt, dass der Veranstalter Geschmack hat.“ Damit hatte er die ersten Lacher auf seiner Seite. Nicht nur musikalisch sorgte die Kapelle also für gute Unterhaltung. Bei den bekannten Liedern sang das Publikum auch mit. „Wie ich sehe, habt ihr eure Gesangbücher dabei, deshalb singen wir jetzt Lied Nummer 1240, alle 47 Verse“, scherzte Caspar. Klar, dass das Publikum „Die Fischerin vom Bodensee“ begeistert mitsang.

„Ministerpräsident Volker Bouffier persönlich hatte sich angekündigt, aber gradehat er mir per Whats App abgesagt, doch was da kommt, ist ein würdiger Ersatz“, schuf Caspar die Überleitung. Und da war sie, die Frau Kraft aus der Wetterau, oder auch „Ursulaaa“. Sie habe ein Schreiben aus Wiesbaden gekriegt, sie sei als Repräsentantin ausgesucht worden und solle sich hier einfinden. „Da habe ich natürlich gleich in der Staatskanzlei angerufen und ein freundlicher Mitarbeiter erklärte mir, das habe schon alles seine Richtigkeit, ich wäre bei der Computerrechnung als Durchschnitt herausgekommen. Und da war ich zufrieden“, verkündete die überdurchschnittlich gut proportionierte Ursula. „Wobei ich ja schon überdurchschnittlich hübsch bin.“ Doch all das schien Sinn zu machen: „So kommen mal nicht die politischen Entscheidungsträger zum Zug, sondern die politisch Leidtragenden. Die bürgerliche Repressalie steht nun hier. Gut, andere dürfen zu Staatsempfängen gehen, andere halt zu einer Benefizgala in Grebenhain. Aber dafür können Sie ja nichts.“

Gemeinsam mit der Schirmherrin Doris Frank wollte Ursula Kraft ein Pressefoto stellen, „Sie dürfen mich nicht angucken und müssen gelangweilt in die Kamera gucken. Ja, ich weiß wie das geht, ich habe die Tageszeitung abonniert.“

Mit 40 habe sie sich selbst verwirklichen wollen und sei zu den Landfrauen gegangen, doch das gemeinsame Gurkeneinlegen sei nichts für sie gewesen. „Deshalb habe ich einen Kurs an der Volkshochschule gemacht ‚Befreiendes Singen für unterdrückte Landfrauen‘. Davon gab sie direkt eine Kostprobe und sang ein Lied über ihren Mann Ernst („Macho, Macho“). Und dann durfte das Publikum die oberhessische Nationalhymne mitsingen. „Bitte aufstehen und die Hand auf ihr linkes Herz legen .“ Gemeinsam wurde „Siehste net die Säu im Gadde“ gesungen, anschließend lieferte Ursula Kraft auch noch die hochdeutsche Übersetzung.

Nach „Mit 17 hat man noch Träume“, berichtete Ursula wie sie zu ihrem Ernst gekommen war. „Ich war jung und unerfahren, zwei Jahre lang hat er mir förmlich vor der Schule aufgelauert. Gut, er war der Busfahrer.“ Bevor sie sich verabschiedete, gab sie noch ein Lied zum Besten, mit dem sie den Wettbewerb im Rückwärtssingen in ihrer Gewichtsklasse gewonnen hatte. Sie warf sich eine Blumenkette um den Hals, leider fehlte das dazu passende Kostüm, „hier müssen Sie sich einen Federbusch vorstellen“, erklärte Ursula und wackelte mit dem Hintern. Dann begann sie „Tanze Samba mit mir“ rückwärts zu singen, das Publikum johlte. Dann stand der nächste Auftritt bevor. „Ich soll bei den Metzgern in Reichelsheim aus der Wurstsuppe steigen, in einem Kostüm aus Naturdarm. Ich weiß ja nicht, welches Walross sie dafür schlachten wollen.“ Sprachs und verschwand unter tosendem Applaus von der Bühne.

Die OWDBK kehrte mit modernerer Musik zurück, nachdem es im ersten Teil hauptsächlich böhmische Blasmusik gewesen war, und gab eine bunte Mischung aus Schlagern zum Besten. „Außerdem haben wir ein Medley mit 42 Liedern, wenn Sie alle erraten, gewinnen Sie ein Glas Spreewaldgurken“, erklärte Caspar. Ein tolles Medley, aber unmöglich, auch nur im Ansatz die Hälfte aller Lieder zu erkennen. Es folgte eine Reise nach Schweden mit einigen ABBA-Klassikern, bevor Doris Frank im Namen des Vereins ein Geschenk überreichte und sich dafür bedankte, dass sich die Musiker in den Dienst der guten Sache stellten. Zum bald anstehenden 15. Geburtstag der OWDBK gab es 15 Extraabfüllungen aus der Schlitzer Destillerie, dazu eine Flasche Bierbrand, Schokoküsse zur Stärkung und eine Urkunde als Dank für ihre Unterstützung der Kinderhilfe. Mit „Fürstenfeld“, kräftig unterstützt durch das Publikum, räumten die Wallenröder dann noch einmal die Bühne, TrudeHerr wartete.

„Ich habe in den 50er Jahren die Diäten erfunden. Das glauben Sie nicht? Ja, das würde ich auch nicht.“ Natürlich folgte „Ich will keine Schokolade“. Trude Herr räumte freimütig ein, dass sie sich in den vergangenen 50 Jahren öfter mal für die Schokolade entschieden habe. „Und es könnte auch das eine oder andere Schnitzel dabeigewesen sein.“ Unterstützt vom Herrn Kapellmeister – dem CD-Player – sang sie „Schuld war nur der Bossa Nova“, „Liebeskummer lohnt sich nicht“ und „Er gehört zu mir“. Sie wagte die These „Männer und Frauen passen nicht zusammen, außer in der Mitte vielleicht“ ,und machte sich einen Spaß daraus, den einen oder anderen betont unbeteiligt schauenden Mann gründlich auf die Schippe zu nehmen. Dem Publikum gefiel es.

Das Finale sollte „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ bilden, doch hier versagte der Kapellmeister gründlich, er hatte die Mandoline vergessen. Da im Publikum keiner einer Mandoline dabei hatte, erläuterte Trude Herr, wie man auch ohne Instrument ein Mandolinengeräusch erzeugt, ein melodiöses Gesangserlebnis mit Spaßfaktor zum Abschluss. Auch Markus Karger erhielt ein Dankeschön-Paket von Doris Frank und Vorstandsmitglied Brigitte Funke überreicht, bevor die OWDBK mit ihren Instrumenten noch einmal auf die Bühne marschierte und noch einige mährische Lieder zum Besten gab. Es wurde noch einmal kräftig geschunkelt und mitgeklatscht, bevor die letzten Töne erklangen und die OWDBK mit stehenden Ovationen verabschiedet wurde.

Doris Frank bedankte sich noch einmal bei den Künstlern, die ohne Gage aufgetreten waren, der Familie Kraft für die kostenlose Nutzung des Saales sowie Andrea Ossmann für die Blumendeko und verabschiedete die Gäste nach einem gelungenen Abend.

Fotos: Tina Vonderheid